Pflanzenpyramide

Projekt - Pflanzenpyramide
Konzept für das Projekt: „Stadt-Natur-Skulptur“der Kulturbehörde Hamburg, 1984
Die Pyramidenraumstruktur in ihrer offenen Form ergibt einen begehbaren, physisch erlebbaren Raum. Diese Struktur ist die Andeutung der Überdachung eines Hauses. Sie ist Gerüst und Träger eines Stadtsymbols mit den weitesten Öffnungen. Diese Raumstruktur besteht aus den Eckpfeilern eines abgegrenzten, doch gleichzeitig nach allen Seiten offenen Bauwerkes, das einen Gegensatz zur ‚alten Stadt‘ darstellt. Sie wird später größtenteils von einem Erdhügel in Form eines Pyramidenstumpfes ausgefüllt.
Der Pyramidenstumpf dringt mit seinen flacher geneigten Winkeln in die offene Raumstruktur der Stahlrohrpyramide als Erdaufschüttung ein und bedeckt schließlich zweidrittel ihres Rauminhaltes. Der Erdhügel dehnt sich dabei mit seiner größeren Grundfläche weiter aus als die Eisenskulptur. Er liefert die Basis für die spätere Bepflanzung. Als Einschub in die eiserne Ausgangsplastik soll dieser Erdhügel deutlich machen, daß der Garten Natur in die geöffnete Stadt zurückgebracht werden muß.
  Der Hügel bildet die Basis für eine Gartenanlage, die aus dem Gerüst und den Öffnungen der ‚neuen Stadt‘ herauswachsen wird. Er ist das aufgearbeitete Erdreich über dem Betonpflaster. Er hilft die ‚alte Stadt‘ zu überwinden und die ‚neue Stadt‘ modellhaft anzudeuten. Er ist der Kompostberg der Pflanzenpyramide.Die Pflanzen-Pyramide selbst stellt den dritten Teil im Aufbau der Arbeit dar. Sie ergibt sich aus der Bepflanzung des Pyramidenstumpfes und durchdringt oder überwuchert mit ihrem Wuchs schließlich auch die Spitze der stählernen Pyramidenraumstruktur. Sie ist die äußere Schale der Anlage.
Drei Räume aus der Grundform des Dreiecks, drei unterschiedliche Körper, drei Materialien durchdringen einander und ergeben in ihrer Vereinigung eine neue Einheit. Von außen gesehen wächst die grüne Pflanzenpyramide aus dem Hügelerdreich in den Stadtraum. Von innen her betrachtet wächst der Darstellungsversuch der Idee ‚Natur-Stadt‘ in den alten Umraum...

Textfragmente zur Pflanzenpyramide
..die alte Stadt: das ehemalige Wehrdorf, die erste von Gräben und Wällen umgebene städtische Siedlung, die Tempelstadt, die immer stärker ausgerüstete Stadt der Geschütze und unüberwindbaren Mauern, die Stadt, die schließlich die heutigen Formen des unermüdlichen Wucherns annimmt - das ist die Stadt, deren  ehemalige Schutzfunktionen für Leib und Seele, Hab und Gut sich umbildeten in zerstörerische, ausschließlich ökonomische Interessen - das ist ein Gebilde, welches nicht nur zur Versteinerung der Landschaft führt, sondern auch zur Erstarrung des menschlichen Lebens - die alte Stadt ist der andauernde Turmbau zu Babel, eine klotzige, alles erdrückende Betonpyramide, die durchlöchert, aufgerissen, durchlüftet, gereinigt, erneuert werden muß...
..die neue Stadt: das ist die zukünftige Ansiedlung von Menschen, das grüne Stadthaus, der ungiftige Arbeitsplatz, das entgiftete Transportsystem, das ist die tatsächlich entwickelte Stadt, in der die Natur nicht mehr gedankenlos und selbstsüchtig bekämpft, abgewehrt und zerstört wird, sondern in den Wohn- und Arbeitsbereich mit aufgenommen wird, als wichtigstes tragendes Eelement der Konstruktion - die neue Stadt, eine Idee von menschlicher Ansiedlung, in welcher die Gemeinschaft mit der Natur wiederentdeckt wird, in der Stadt und Natur ineinander übergehen, das heißt ein Stadtmodell mit den maximalsten Öffnungen und Einschnitten in die Betonmauer - die neue Stadt, ein Wohnort, an dem Menschen, Tiere, Pflanzen sowie das Mineralreich in Einklang miteinander auskommen können - und vor allen Dingen, an dem den Pflanzen als Primärproduzenten - als unseren Lebensspendern - wieder eine natürliche Lebensgrundlage geschaffen wird.
 

Pyramiden-Baumhaus

...die Planung dieses Raumes für einen Baum bezieht sich mit seiner Pyramidenform einmal auf kristalline Grundformen des Mineralreiches, zum anderen auf die Urform des Blattes - steil von oben nach unten abfallend, sowie von unten nach oben aufsteigend, sich öffnend, erweiternd und schließlich wieder zusammenziehend.
Die Pyramidenform übernimmt dabei als eine Art Ur-Dach schützende Funktionen vor der erstickenden Stadtluft, aber auch wachstumsfördernde und umpolende Funktionen durch die Schrägflächen der Außenform, die eine fokussierende Wirkung auf die terrestrischen Strahlungen haben.
Im unterirdischen Bereich, nur einnehmbar vom Wurzelwerk des Baumes, erfüllt der unsichtbare Teil der Doppelpyramide ähnliche Schutzfunktion vor belasteter Stadterde.

Das Haus des Baumes ist aber nicht nur als ein Schutzraum und als ein Haus des Wachsens, sondern auch als ein Haus des Kommunikationsversuchs zu sehen. Dabei ist im weitesten Sinne an die Verbindung zwischen Mensch und Pflanze gedacht, auch zielend auf die morphologische Idee von "Urpflanze" und "Pflanzenmensch".
Die Verständigungsversuche zwischen Mensch und Pflanze könnten hier den Rahmen elektronischer Messverfahren überschreiten und sich ausdehnen auf weiterführende musikalische, bildliche, plastische Bereiche, mit der Intention das geistige Prinzip von Mensch und Pflanze zusammenzubringen...
Als Standort in der Stadtlandschaft Hamburg-Altonas käme ein Bereich wie die Fußgängerzone um den Bahnhof in Betracht oder freie Plätze in der Nähe der Fabrik. Vorstellbar wäre das Pyramiden-Baumhaus auch als eine Art Mahnmal neben einer Stark befahrenen Autostraße wie die Stresemannstraße oder die Königstraße. (1985)

Konzept für: Kunstpreis Altona 1985
"Lebensqualität durch gestaltete Stadt(teil)landschaft?"

Der Baukörper:
Mineralreich, Pflanzenreich, Tierreich (Mensch) werden transparent durch die architektonische Versinnbildlichung  von mineralsichen und pflanzlichen Elementen im Zusammenschluss. Die Doppelpyramide des Minerals (z.B. Eisenchlorid) steht hier für das Mineralreich, ein Ilexbaum vertritt das Pflanzenreich. Der Baum wächst aus der kristallinen Form hinaus. Der Mensch agiert dabei im Gebäude des Baumhauses als Verbindungsglied oder Kommunikator.
Bauausführung:
In eine offene Stahlrohrkonstruktion, deren unteres Drittel im Boden verankert ist, wird ein immergrüner Baum gepflanzt, wie beispielsweise ein Ilex Aquifolium, der ungehindert in die Pyramidenstruktur oder aus ihr herauswachsen kann. Der Baum ist von einem ungefähr 4 Meter hohen, gläsernen Labor umgeben, in dessen wettergeschützten Arbeitsräumen das eigentliche Schullabor-PflanzenPyramide eingerichtet wird. Teile des Wurzelbereichs sollen durch spezielle Baumaterialien im Fußboden sichtbar werden. Weiter ist daran gedacht einen Zugang zum Wurzelbereich (Baumkopf) durch einen Tunnel zu schaffen.
Der im "BaumKristallLabor" wachsende Baum wird an unterschiedliche Messsysteme angeschlossen. Das sind Widerstandsmessungen am Pflanzenblatt, das Messen von Spannungsschwankungen an Knospe oder Blüte, sowie Messungen elektrischer Ströme in den pflanzlichen Transportwegen der Äste oder des Stammes.
Diese elektrostatischen Messungen sind im Zusammenhang mit der universellen Kreativität der Pflanze zu sehen - die Pflanze als Künstlerin.